Agiles Projektmanagement stammt aus der Softwareentwicklung, wird aber heute auch in anderen Projektarten angewandt.

Entwickler in der Softwareentwicklung stellten bereits Anfang der neunziger Jahre fest, dass traditionelle Projektmanagementmethoden nicht für ihre komplexen Projekte geeignet waren. Sie benötigten flexiblere Prozesse und Tools, um den Projekterfolg sicherzustellen.

Die Grundsätze des agilen Projektmanagements wurden im Februar 2001 im agilen Manifest durch 17 führende Vertreter der agilen Softwareentwicklungs-Bewegung festgelegt. Das agile Manifest besagt Folgendes:

"Bei unserer Arbeit sind wir zur folgenden Bewertung gekommen:

Individuen und Interaktionen haben Vorrang - vor Prozessen und Werkzeugen

Funktionierende Software zählt mehr - als eine ausführliche Dokumentation

Die stetige und direkte Zusammenarbeit mit dem Kunden - steht über Vertragsverhandlungen und Regelungen

Das Eingehen auf Änderungen hat Vorrang - vor strikter Planverfolgung

Wir erkennen dabei sehr wohl den Wert der Dinge auf der rechten Seite an, wertschätzen jedoch die auf der linken Seite noch mehr."

Bei diesen vier Aussagen handelt es sich um Wertepaare, bei denen links der positive Wert steht, der Agilität ausmacht, und rechts der komplementäre positive Wert, der den agilen Wert unterstützt. Die Prinzipien sind Leitlinien, aus denen sich durch weiteres Konkretisieren agile Praktiken ableiten.

Traditionelles Projektmanagement ist statischer, agiles Projektmanagement reagiert flexibel auf Änderungen.

Im traditionellen Projektmanagement verfolgt man das Ziel, den gesamten Projektverlauf im Vorfeld zu planen, um so u.a. zeitliche und budgetäre Risiken zu reduzieren.

Im agilen Projektmanagement verfolgt man demgegenüber die Philosophie, dass komplexe Projekte immer Änderungen mit sich bringen, welche man nicht voraussehen kann und man deshalb diesen „Changes“ positiv und offen begegnen sollte.

"Je mehr du nach Plan arbeitest, desto mehr bekommst du das, was du geplant hast, aber nicht das, was du brauchst." Um dem zu begegnen stellt agiles Projektmanagement den Kundenmehrwert in den Fokus und passt sich ändernden Anforderungen flexibel an.

Agiles Projektmanagement ist für komplexe Projekte zu empfehlen, welche Unsicherheiten mit sich bringen.

Traditionelle Entwicklung ist riskant, wenn Unsicherheit im Raum steht, d.h. wenn Sie und der Auftraggeber noch gar nicht genau wissen, was Sie umsetzen wollen und wie lange das Projekt vermutlich dauern wird.

 

Welches Vorgehen ist für ihr Projekt geeignet?

Um eine Abschätzung vor Beginn eines Projekts treffen zu können, ob Sie agil oder traditionell vorgehen sollten, bietet sich eine Einordnung Ihres Projekts in ein Stacey Diagramm an.

 

Sollten am Anfang des Projekts noch nicht alle Anforderungen sowie die Art der Zielerreichung klar sein, so wäre ein agiles Vorgehen zu empfehlen. Beispielhaft wäre hier ein komplexes IT-Projekt zu nennen, welches viele Abhängigkeiten mit sich bringt. Ein solches Projekt würde sich oben rechts im Stacey Diagramm wiederfinden.

Traditionelle Vorgehensweisen sind für Projekte zu empfehlen, die nur von kurzer Dauer sind und/oder gut abgeschätzt werden können.

Beispielhaft für ein Projekt, welches mit traditionellen Projektmanagementansätzen gut geleitet werden könnte, wäre die Erstellung einer Webseite oder der Bau eines Hauses zu nennen. Ein solches Projekt würde sich unten links im Stacey Diagramm wiederfinden.

Eine Kombination aus beiden Vorgehensweisen will gut durchdacht sein!

Sicher beeinflussen neue agile Denkweisen auch die Arbeit in klassischen Projekten und sicher können Sie in einer noch klassischen Projektlandschaft ein agiles Projekt durchführen, jedoch sollten Sie nicht den Fehler machen, aus beiden Welten alles kombinieren zu wollen.

Fazit: Bewerten Sie also zu Beginn, wie komplex die Anforderungen in Ihrem Projekt sind und richten Sie sich entsprechend aus. Agiles Projektmanagement und die damit einhergehenden Methoden lassen sich in vielen Bereichen erfolgreich einsetzen und mit den traditionellen Vorgehensweisen kombinieren! Aus meiner Erfahrung heraus sind demnach in Abhängigkeit vom Projektumfeld, d.h. der Organisationsform und der Art des Projekts, die am besten passendsten Methoden und Werkzeuge aus beiden Ansätzen zu verwenden.

Gerne unterstützen wir Sie dabei und können gemeinsam weitere Kriterien analysieren, die aufgrund der Kürze dieses Artikels nicht angesprochen werden konnten. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Über den Autor

Xavier Reckes (PMP, PMI-ACP) ist seit 2011 freier Berater der VENIT GmbH und Spezialist für den Einsatz klassischer und agiler Projektmanagement Methoden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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